Gedächtniskapelle St. Katharina
Als Anbau des Rathauses blieb der Chor der ehemaligen Pfarrkirche St. Katharina erhalten. Die Kirche selbst, als Pfarrkirche bereits 1830 aufgegeben, erlitt im Laufe der letzten 100 Jahre ihres Bestehens manche Veränderung, bis sie in den Wirren der letzten Kriegstage 1945 zerstört wurde.
1353 wird eine Kirche zu Treis erwähnt unter dem Patrozinium des hl. Kastor und nach Karden inkorporiert. Der Bau, von dem die heutige Gedächtniskapelle den Chor bildete, ist im 15. Jh. errichtet worden, vornehmlich auf Betreiben der Herren von Pyrmont, die wahrscheinlich wesentliche Mittel zur Verfügung stellten.
Überhaupt hat sich diese Familie um Kunst und künstlerische Erzeugnisse in dem Bereich Karden- Treis und darüber hinaus sehr verdient gemacht. Die erhaltene Sakramentsnische in der Gedächtniskapelle trägt daher zu Recht das Wappen der Familie Pyrmont-Ehrenberg (gemeint ist die Ehrenburg im Ehrenbachtal bei Brodenbach). Die Kirche war eine fast quadratische Hallenkirche mit drei Schiffen. Der Chor sprang deutlich abgehoben nach Osten vor, ein charakteristischer gotischer Turm mit spitzen Giebelchen unter dem Helmansatz befand sich über dem Haupteingang im Südwesten. Diagonal gegenüber lag im Winkel zwischen Chor und Schiff eine Herrschaftskapelle, die später als Sakristei dienen sollte. Unmittelbar nach Einweihung der neuen Kirche 1833 setzte man unter Beibehaltung des Turmes einen flach gehaltenen Rathausbau vor die Westwand der Kirche, die in den Neubau regelrecht mit einbezogen wurde, wobei der obere Teil des Turmes abgetragen wurde. Nach wechselvollen Geschicken begann die Gemeinde um 1880 herum, sich der profanisierten Kirche anzunehmen und machte sie zu einer Kapelle. Das Patronat des hl. Kastor wurde irgendwann im 17. Jh., gegen 1690 vielleicht, aufgegeben und durch das der hl. Katharina ersetzt.
Das prägende Element der ehemaligen Kirche, die in den letzten Kriegstagen 1945 in Trümmern geschossen wurde, war die in ein großartiges Netz verwölbte Decke, deren Qualität an dem verbliebenen Netzgewölbe der Gedächtniskapelle abgelesen werden kann. Dieses Gewölbe saß auf Konsolen auf, die in die Gewände verliefen. Der relativ einfache Bau war aus Bruchsteinen hochgeführt, von Strebepfeilern abgestützt und zur Traufe hindurch einen Konsolfries abgeschlossen. Im Innern ein gewisser reicher Schmuck durch Ausarbeitung der Schlusssteine im Gewölbe und figürliche Gestaltung der Konsolen, auf denen das Gewölbe ruhte. Die in der Kapelle erhaltenen Engelsköpfe und Propheten geben einen rechten Begriff von einer verhältnismäßig schön ausgestatteten Kirche.
In ihr hat sich auch das Stifterehepaar aus dem Geschlecht der Pyrmont als solche Konsolenfiguren verewigen lassen (an der rückwärtigen Wand oben links und rechts). Schön ausgearbeitet sind auch die Sandsteinrippen der drei spitzbogigen Fenster, die 1887 von Josef Machhaus in Koblenz mit kräftigen Farben gemalt wurden. Das noch vorhandene Fenster schildert die Enthauptung der hl. Katharina. An- ziehend das erhaltene Stück der Sakramentsnische aus der Erbauungszeit, das neben dem Wappen Pyrmont-Ehrenberg das des Kurfürsten Johann II. von Baden zeigt (Regierungszeit 1457-1503) und darunter die Darstellung Jesu als Schmerzensmann, umrahmt von einem reichen, mit Krabben besetzten Tudorbogen.
Der ehemalige Flügelaltar von 1552 (d. h. die Bilder auf den Flügelteilen) kam in die Pfarrkirche. An der Rückwand befinden sich drei große Gemälde, vielleicht Teile eines ehemaligen Altars oder verschiedener Altäre. Sie zeigen die Muttergottes im Sternenkranz, das Martyrium des hl. Sebastian, das qualitätvollste der drei Stücke, und das Jüngste Gericht.